Immer wieder haben sich Christen in der Kirchengeschichte gegen Ungerechtigkeit und Armut engagiert. Aber immer wieder gab es auch Zeiten, in denen unterschiedliche Kirchen und Traditionen ihren Auftrag, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen, nur zögerlich umsetzten. Im 20. Jahrhundert betraf dies vor allem die evangelikale bzw. pietistische Bewegung. Man befürchtete, dass durch zu viel soziales und politisches Engagement Evangelisation nachrangig werden könnte. Spätestens seit dem Kongress für Weltevangelisation in Lausanne 1974 wächst in der weltweiten evangelikalen Bewegung aber die Überzeugung, dass sowohl die Einladung zum Glauben als auch der Einsatz für Gerechtigkeit Gottes Anliegen sind und Mission ganzheitlich zu verstehen ist.
Als im Jahr 2000 bei einem Sondergipfel der Vereinten Nation 189 Staats- und Regierungschefs die so genannte Millenniumserklärung verabschiedeten und dabei beschlossen, sich verstärkt für Menschen in extremer Armut einzusetzen, wurden einige führende evangelikale Christen hellhörig. Ein Prozess begann, bei dem überlegt wurde, wie man auf die Erklärung und die in diesem Zusammenhang verabschiedeten acht Millenniumsziele antworten könnte.Im Jahr 2004 startete die Weltweite Evangelische Allianz (World Evangelical Alliance, WEA) gemeinsam mit dem Micha-Netzwerk (Micah Network) daher die Kampagne "Micah Challenge", da man sich im Sinne der Propheten Micha herausgefordert sah, gegen Ungerechtigkeit und Armut aufzustehen. Seitdem erinnert "Micah Challenge" politische Verantwortungsträger an das Versprechen aus dem Jahr 2000, bis 2015 alles zu geben, damit Armut mindestens halbiert werden kann, sprich: mehr als 500 Millionen Menschen aus extremer Armut herausgeholfen wird. Gleichzeitig möchte die weltweite Micha-Bewegung Christen ermutigen, Gerechtigkeit auch als biblisches Thema zu entdecken und in ihrem Gemeinde- und Gebetsleben sowie in ihrem Lebensstil lebendig werden zu lassen.
Die Weltweite Evangelische Allianz ist ein Netzwerk von Christen und Kirchen in 128 Ländern mit eigenen Evangelischen Allianzen auf nationaler Ebene. Sie vertritt ungefähr 600 Millionen Christen in Kirchen, die sich der Evangelische Allianz zugehörig fühlen. Im Micha-Netzwerk haben sich aktuell mehr als 470 christliche Organisationen aus mehr als 80 Ländern zusammengeschlossen, die sich im Sinne ganzheitlicher Mission gegen Armut und für Gerechtigkeit engagieren.
2006 wurde in Deutschland die "Micha-Initiative" als Arbeitskreis der Deutschen Evangelischen Allianz gestartet. Auch hier kooperierte die Evangelische Allianz mit verschiedenen christlichen Hilfs-, Missions-, Jugendorganisationen und Gemeindeverbänden. Der Arbeitskreis "Micha-Initiative" ist heute das Leitungsgremium des seit 2015 rechtlich eigenständigen "Micha Deutschland e.V.". Das Koordinationsbüro für die deutschlandweite Micha-Arbeit befand sich von Mai 2009 bis August 2015 in Leipzig und ist seit September 2015 mit der Micha-Zentrale für Deutschland in Berlin stationiert.